Trauer um Werner Sablinski
Gepostet in Allgemein am 28. Juli 2021
Quelle: Haller Kreisblatt
Ach, wenn da erst einmal Grund drin ist, ist das kein Problem. Dieser Satz sagt viel über Werner Sablinski. Er hat ihn einmal ausgesprochen, als er auf den gepflegten und akkuraten Zustand seines großen Gartens in Künsebeck angesprochen wurde. Kein Problem, kein Aufhebens. So war Werner Sablinski. Ein bescheidener, ein zurückhaltender Mann. Ein Beobachter und Begleiter. Keiner, der sich in den Vordergrund geschoben hätte. Im Alter von 86 Jahren ist er jetzt nach einem tragischen Gartenunfall gestorben.
Seine Liebe galt dem TV Künsebeck und dem Handballsport. Als Schüler und Jugendlicher war er selbst als Spieler aktiv. Doch für eine erfolgreiche Karriere fehlten dem 1,64 Meter großen Mann einige entscheidende Zentimeter. „Die nicht so Guten spielten auf Außen. Ich war Außen“, hat er einmal lächelnd in einem Gespräch gesagt. Deshalb wurde er 1952 bereits im Alter von 17 Jahren Schiedsrichter, pfiff sogar Großfeldspiele vor mehreren tausend Zuschauern.
Später traf man ihn, wenn er mit seiner kleinen Sporttasche in den Sporthallen des Kreises unterwegs war. Zuverlässig, freundlich und immer korrekt. 60 Jahre lang war er als Schiedsrichter aktiv. Nur zwei oder drei rote Karten habe er in seiner Schiedsrichterlaufbahn verteilt, erzählte er einmal. „Ich habe es eben irgendwie immer anders hinbekommen.“ Eben irgendwie. Auf die ihm eigene ruhige, vermittelnde Art. Für ihn war das nicht der Rede wert. Wenn du erst einmal Grund drin hast.
Auf seinen Verein, der ihm 2016 die Ehrenmitgliedschaft verliehen hat, ließ er nichts kommen. Werner Sablinski, in Niederschlesien geboren und 1946 mit seiner Familie als Flüchtling an der Flachsröste in Künsebeck gelandet, hat eines nie vergessen: Als andere die Flüchtlinge beschimpften, breitete der TV Künsebeck seine Arme aus. „Sie haben Weihnachtsfeiern für uns organisiert“, hat Werner Sablinski noch vor einem Dreivierteljahr voll Ehrfurcht erzählt. So ist es zu verstehen, warum er den Eichen immer die Treue hielt, warum er immer dabeiblieb, als Begleiter bei den Spielen und als Schiedsrichter. Und auch, warum diejenigen, die die grün-weißen Farben nach außen repräsentierten, stets hoch in seiner Achtung standen.
Vor knapp zwei Wochen habe ich Werner Sablinski auf dem Markt in Halle das letzte Mal gesprochen. Es ging wie so oft um den Sport, aber auch um die Lokalpolitik. „Bleib gesund“, sagte er zum Abschied. Es war nicht abzusehen, dass es das letzte Auf Wiedersehen von diesem fitten und agilen Mann sein würde. Werner, ich bin sicher, im Himmel gelten andere Regeln als auf dem Handballfeld. Du wirst dort nicht auf Außen spielen. Weil du zu den Guten gehörst. (ais)